Tag 4: Belgrad

Doch schon kurze Zeit später klopfte es an der Tür, denn die „netten“ ungarischen Grenzer gaben uns eindringlich zu verstehen, dass sie unsere Ausweise sehen wollten. Kaum hatte man sich dann wieder umgedreht, kamen dann auch die Serbischen Herren zu Besuch. Ein Prozedere welches wir noch sehr häufig durchlaufen sollten.Danach kehrte wieder Ruhe ein und man konnte sich gemütlich in den Schlaf schaukeln lassen.

Gegen halb 8 trafen wir mit einer halben Stunde Verspätung in Belgrad ein. Unser erster Gang führte uns zur Information, da wir schon am Abend den Nachtzug nach Sofia nehmen wollten. Hier wurden wir das erste mal mit der Gelassenheit des „Ostens“ konfrontiert. Die Dame am Schalter war zwar sehr nett aber sie konnte uns nicht sagen ob es einen Liegewagen geben wird und dementsprechend zogen wir unverrichteter Dinge davon. Also begaben wir uns als nächstes auf die Suche nach den Schließfächern. Doch an deren Stelle fanden wir nur eine Gepäckabgabe. Mit einem mulmigen Gefühl in der Magengrube gab ich meinen Rucksack auf. Völlig unbegründet, wie wir am Abend feststellten.

Der erste Eindruck der von der Stadt war milde gesagt katastrophal. Überall Dreck und renovierungsbedürftige Häuser. Aber da wir uns bis zum Abend nicht von der Stelle bewegen konnten und die Neugierde uns vorwärts trieb, gingen wir auf Erkundungstour.

Und stellten kurze Zeit später fest, dass Belgrad eine Stadt mit zwei Gesichtern ist.

Einerseits sind überall noch die Zerstörungen der letzten Jahrzehnte sichtbar, denn das Land und die Stadt haben eine sehr turbulente
Vergangenheit. Erst seit 2006 ist Belgrad die Hauptstadt der nun unabhängigen Republik Serbien. Und bietet dem kulturinteressierten
Touristen dementsprechend nicht sehr viele Sehenswürdigkeiten.

Dennoch lohnt sich ein Besuch der Festung Kalemegdan. Sie bietet einen wunderschönen Ausblick über die Donau und den Save.

Gegen Mittag ließen wir uns in einem Park nahe dem Bahnhof nieder, da unser vorhergegangene Versuch das Ufer der Donau zu erreichen kläglich gescheitert ist. Hier überarbeiteten wir erstmal unsere Reiseroute, denn wir hatten beide keine Lust auf dem Rückweg um 4 Uhr morgens in Belgrad anzukommen.

Ganz nachdem Motto „Ohne Orientierungssinn sieht man mehr von der Welt!“ liefen wir dann auch einfach mal drauf los. Die Stadt schien mittlerweile auch aufgewacht zu sein, denn es waren viel mehr Leute auf den Straßen als einige Stunden zuvor. Auch hier war der Widerspruch an jeder Ecke spürbar. Gepflegte Parkanlagen zwischen zerfallenen/ zerstörten Gebäuden, aber auch historische Fassaden geschützt durch Glasfronten. Diese Atmosphäre muss man einfach mal auf sich wirken lassen, denn Worte können das unmöglich beschreiben. Eine Stadt im Wandel der Zeit. Und ich glaube das sich ein nochmaliger Besuch in einigen Jahren lohnen wird!

Zurück am Bahnhof konnten wir dann auch endlich unsere Reservierungen tätigen und gemütlich auf die Ankunft unseres Zuges warten. Als dieser dann eintraf, hieß es als erstes das richtige Abteil zu finden, was mit den handgeschriebenen Angaben gar nicht so einfach war. Also einmal den kompletten Zug entlang laufen um am Ende wieder zum Anfang zurückgeschickt zu werden. 😉 Nur gut das überall die Kommunikation über Gestik und Mimik funktioniert, denn sowas wie einen Einstellungstest, der nach den Englischkenntnissen der Bewerber fragt, schien es in Serbien nicht zu geben. Dennoch wurden wir irgendwann fündig und konnten ein ganze Abteil für uns in den Beschlag nehmen. Das Abteil sah so aus wie man sich einen Liegewagen in Serbien vorstellen muss. Aber ich mag so alte Wagons, wo man noch den Kopf zum Fenster raushalten kann. Neben uns bezogen dann auch noch zwei Deutsche ihr Quartier.

So begann eine angenehme Reise nach Sofia (Bulgarien).

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