In Sofia mussten wir schon bald zwei Dinge feststellen.
Zum einem befanden wir uns plötzlich in einer neuen Zeitzone. Wodurch wir unseren angepeilten Zug nach Plovdiv verpassten.
Und zum anderen umgab uns eine ganz neue Sprach-/ Schriftwelt. Herzlich willkommen im Heimatland der kyrillischen Schrift tönte es von jedem Plakat und jeder Anzeigetafel. Da standen wir dann auch erstmal total planlos in der Gegend rum.So ist das halt, wenn man kein Russisch in der Schule hatte. Zu unserem Glück begleitete uns der ältere Deutsche aus unserem Wagon nach Plovdiv und kannte sich mit dem Wortsalat aus.
So fanden wir dann auch den richtigen Zug auf der Anzeigetafel, welcher uns kurze Zeit später nach Plovdiv brachte.
Plovdiv war ein Geheimtipp aus dem Interrailforum und der Ausflug dorthin hat sich auf jedenfall gelohnt. Auch wenn das nochmal 3h Stunden Zug fahren bedeutete.
Ein Tipp am Rande: Am besten man schreibt sich die Ankunftszeit des Zuges auf, denn die Bahnhöfe sind nur ungenügend ausgeschildert. So spart man ein paar Nerven. Und man sollten seinen Ebook-Reader unterwegs nicht schrotten, sonst könnte einem die Zugfahrt arg lang werden… Zum Glück hatte ich noch ein Hörbuch auf dem Ipod.
Gegen Mittag erreichten wir dann auch endlich unser Reiseziel und fanden Dank Navi das Hostel gleich auf anhieb.
Danach war natürlich gleich Sightseeing angesagt. Plovdiv besitzt eine herrliche Altstadt mit einem super Blick über die Stadt. Den Ausblick genossen wir dann auch bei einer guten Tasse doppelten Espresso samt Eis mit türkischen Blavka (ein Vorgeschmack auf unser nächstes Reiseziel).
Auf dem Rückweg sind wir dann auch wieder einige Stunden Kreuz und Quer durch die Stadt gelaufen, ohne uns großartig zu verlaufen. Denn Abend ließen wir mit einer entspannenden Dusche und einem Teller Frikassee ausklingen.
Der nächste Tag sollte dann auch ganz interessant werden.
Frühstück im Hostel war noch gut und danach ging das Chaos los. Die anderen Gäste im Hostel hatten uns schon vorgewarnt bezüglich Zugfahrt nach Istanbul. Zwei von Ihnen hatten dann sogar den Bus genommen, da man am Bahnhofsschalter irgendwie keine Reservierungen tätigen kann. Allerdings verwirrte uns, dass ein Deutscher der am Abend unserer Ankunft nach Istanbul fuhr, eine Reservierung besaß.
Also ging es frischen Mutes zum besagten Schalter am Bahnhof, wo man uns mitteilte, dass wir keine Reservierung brauchen, wenn wir ein Ticket haben. Das hatten wir, da wir das Interrailticket unser Eigen nennen konnten. (Allerdings darf man dieses nur im Zusammenhang mit einer Reservierung benutzen :-/) Da die Aussage doch recht vage erschien, gingen wir auf die Suche nach einem anderen Bahnhof, der sich aber als verwaister Güterbahnhof outete. Also zurück ins Hostel wo uns der Host mitteilte, dass es einen internationalen Ticketschalter geben soll. Und wieder zurück in die Nähe des Bahnhofs, aber nirgends war besagter Schalter zu sehen. Als wir an der Polizeistation vorbei kamen, wurde kurzerhand nachgefragt. Dort vermittelte man uns erstmal einen Beamten mit relativ guten Englischkenntnissen, welcher uns zum Bahnhof begleitete. Dort reichte man mir ein Telefon, an welchem mir erklärt wurde, dass wir den Zug nach Dimitrograd nehmen sollten, da es da einen internationalen Ticketschalter geben soll. Soweit so gut. Wieder zurück im Hostel schauten wir nach wie weit es den zu diesem Dimitrograd sei. Sage und schreibe 4h Zugfahrt! Da wir darauf beide keine Lust hatten, wurde die deutsche Ordnungsliebe kurzer Hand über Bord geworfen und wir ließen es einfach mal drauf ankommen.
Den restlichen Tag verbrachten wir mit Stadtbummelei und einem ausgiebigen Essen in einem Biergarten mit klischeehaften Bayern auf der Werbetafel 😉 Die Bulgaren sind bekannt für ihre erstklassischen Grillgerichte. Und diesen Ruf tragen sie zurecht.
Die Abendstunden verbrachten wir im Hostel. Hier führten wir eine angeregte Unterhaltung mit einem Amerikaner aus Atlanta, welcher in Bulgarien schon 3 Jahre als Literaturprofessor tätig ist. Hierbei musste ich leider mal wieder feststellen, dass mein gesprochenes Englisch keinesfalls mit meinem Sprachverständnis mithalten kann :(.
Gegen 20 Uhr hieß es dann mal wieder auf zum Bahnhof. Nächste Herausforderung war das richtige Gleis zu finden. Als diese Hürde gemeistert war, mussten wir noch eine halbe Stunde ausharren, da der Zug Verspätung hatte.
Im Zug konnten wir dann tatsächlich die Reservierung tätigen (innerliche Erleichterung), was uns dann jeweils 10€ kostete. Gelassenheit ist manchmal doch nicht sooo verkehrt. Unser Abteil teilten wir uns diesemal mit 3 Italienern. Und wir schliefen ganz oben, wo es ziemlich schwankte, so dass man Seekrank werden konnte.
Ach ja, auf nach Istanbul!