Wenn man Menschen fragt, wo sie als Backpacker schon überall unterwegs waren, dann bekommt man meist Südostasien oder Südamerika als Antwort. Auch für die Amerikaner endet ihre Europareise meistens an der östlichsten Grenze Deutschlands. Den für sie besteht Europa aus Rom, Paris, London, Barcelona und Berlin. Nur wenige finden ihren Weg vielleicht noch nach Prag, Budapest und Krakau. Doch, was ist mit dem Rest?
Es gibt immer noch etliche Vorurteile gegenüber den Ländern, die lange Zeit hinter dem „Eisernen Vorhang“ verborgen waren. Ich werde versuchen einige davon zu entkräften.
1. Es gibt in Osteuropa nichts zu sehen. Es ist hässlich und hat nichts, außer Relikte des Sozialismus zu bieten.
Wenn du das glaubst, dann könntest du mit deiner Annahme nicht falscher liegen. Osteuropa hat alles zu bieten – blühende Städte, wunderschöne kleine Dörfer, großartige Berge, Strände, Sümpfe und Wälder. Im Nordosten Polens findet man sogar den letzten europäischen Urwald, Bialowieza. Es hat sowohl etwas für Natur- als auch Kulturliebhaber zu bieten. Osteuropa ist unfassbar reich an Geschichte und Geschichten. Allein das Osmanische Reich hat unzählige Spuren hinterlassen. Oder wusstest du das die kyrillische Schrift in Bulgarien entstand?
2. Die Menschen in Osteuropa sind rau und unfreundlich. Sie mögen keine „Westler“.
Komische Menschen trifft man überall. Die Mehrheit der Leute, die ich auf meiner Interrailreise getroffen habe, waren äußerst nett und hilfsbereit. Es gab Menschen, die einen ungefragt die schönsten Ecken ihrer Stadt verraten haben oder die auch nicht zögerten jemand anzurufen, der einem auf Englisch letztendlich weiterhelfen konnte. Wir wurden überall freundlich aufgenommen und verwöhnt. Außerdem machen die Osteuropäer einen sehr entspannten Eindruck, wodurch man ebenfalls eine gewisse Gelassenheit und Unbeschwertheit an den Tag legt. Genau die richtige Mentalität für einen entspannten Urlaub.
3. Das Reisen durch Osteuropa ist eine Herausforderung, weil die Lebensstandards so gering sind und alle eine „komische“ Sprache mit lauter Konsonanten sprechen.
Was Hostels, Cafés und Bars angeht ist Osteuropa auf dem Standard des Westens. Man darf hierbei auch nicht vergessen, dass die meisten Länder mittlerweile zur Europäischen Union gehören, welche wiederum einiges an Geld für bessere Infrastruktur und Verbesserung der Lebensstandards ausgibt. In einigen Ländern ist es auch kein Problem mit dem Euro zu bezahlen. Gerade von der Sauberkeit und Ausstattung der Hostels war ich positiv überrascht. Da können sich einige Hostels aus Westeuropa eine dicke Scheibe abschneiden.
Was das Sprachproblem betrifft, ist es so, dass die meisten jungen Menschen mittlerweile Englisch sprechen. Und wenn es mal nicht der Fall ist, dann wird einem jemand vermittelt der es kann. Und am Ende kann man sich immer noch mit Händen und Füßen verständigen. Das hat bisher immer geklappt. Und ja die Sprachen an sich sind schwierig, aber mal Hand aufs Herz, ist die asiatische Sprache da besser?
Ein Grund warum einige Osteuropa als Reiseziel noch in Betracht ziehen, ist der Mythos, dass hier alles recht günstig sei. An einigen Orten und Ländern trifft dies durchaus noch zu. Allerdings passt sich das Preisniveau, vor allem in den Hauptstädten immer mehr den Westlichen an. In ein paar Jahren wird wohl kaum noch ein Unterschied zu merken sein.
Aus all jenen Gründen verstehe ich nicht, warum Osteuropa als Reiseziel noch so stiefmütterlich behandelt wird. Ich kann euch nur dringend raten selbst auf Entdeckungstour zu gehen und die Großartigkeit Osteuropas zu entdecken. Aber beeilt euch. Sobald die Faszination Osteuropa bekannt wird, wimmelt es da nur noch von Touristen 😉
Mich zieht es im Sommer wohl wieder nach Bulgarien. Wobei ich mich noch nicht zwischen den roten Sandsteinfelsen im Nordwesten oder dem Schwarzen Meer im Osten Bulgariens entscheiden kann. Wahrscheinlich wird es eine Kombination aus beiden, denn Zug fahren in Osteuropa ist gemütlich und macht Spaß!
Seid ihr schon mal in Osteuropa unterwegs gewesen? Wie war eure Erfahrung?
#TravelEast