Heute stand etwas ganz Besonderes auf dem Plan. Der Falkenstein. Einer der größten und wohl auch bekanntesten Klettergipfel der gesamten Sächsischen Schweiz liegt im Gebiet der Schrammsteine. Er ist fast einhundert Meter hoch und umfasst aktuell 149 Kletterrouten (Anzahl steigend). Die bekanntesten Routen sind wohl der Turnerweg (sächsisch III), welcher dieses Jahr sein 150 jähriges Bestehen feierte und den Beginn der Sächsischen Kletterei begründete und der Schusterweg (ebenfalls sächsisch III), welchen wir heute in Angriff nehmen wollten.
Szenerie am Falkenstein. Foto: Helmut Schulze
Möchte man mit den öffentlichen Verkehrsmitteln anreisen, so nutzt man am besten den Zug nach Bad Schandau und von da an den Bus bis zur Schrammsteinbaude (unbedingt Fahrzeiten beachten!). Hier gibt es auch ausreichend Parkplätze wenn man mit dem Auto anreist. Von hier ist es nur noch eine kurze Wanderung und schon steht man vor dem Falkenstein, der massigste frei stehende Felsen der gesamten Sächsischen Schweiz.
Der legendäre Schusterweg
Der Schusterweg ist mit seinen 6 Seillängen die längste Route der gesamten Sächsischen Schweiz und wurde am 27.9.1892 von Oskar Schuster und M. Klimmer erstbegangen. Die erste Seillänge führt über eine gestufte Rinne mit deutlich erkennbaren Steigspuren zum ersten Band. Hier kann mit Hilfe von Bandschlingen der erste Standplatz gebaut werden.
Folgt man diesem Band rechter Hand gelangt man zur Porzellankante, der 2. Seillänge. Dank der vielen Tritte und Griffe handelt es sich um eine schöne Wandkletterei. Zum Sichern findet man einige Sanduhren. Oberhalb der Verschneidung befindet sich ein Nachholring.
flaches Kriechband (3. Seillänge)
Die 3. Seillänge ist ein langgezogenes Kriechband. Wer hinterher nicht über Kopfschmerzen klagen will, sollte diesen hier einziehen ;). Erreicht man das Ende des zweigeteilten Kriechbandes und kann sich endlich wieder aufrichten, wird man einen weiteren Ring zum Nachholen vorfinden. Die vierte Seillänge ist Reibungskletterei und führt über mehrere Buckel zu einer tunnelartigen Zerklüftung und der nicht zu übersehenden Schusterplakete. Mit Hilfe einer breiten Rundschlinge kann an dem Felsbrocken zu Füßen Oskar Schuster Stand gemacht werden.
Nur wer Oskar Schuster einmal an die Nase gepackt hat, kann sich mit Fug und Recht als richtiger Sächsischer Kletterer(in) bezeichnen. Ein richtiger historischer Moment.
Der weitere Weg führt über den unteren Reitgrat (5. Seillänge). Der Einstieg ist etwas mühevoll, aber mit der richtigen Kaminklettertechnik gut zu meistern. Dem Gratrücken folgt man nun bis fast! zum Ende. Linker Hand befindet sich eine schwer auszumachende überdachte griffige Wand. Am Ausstieg dieser sollte man noch einmal auf seinen Kopf achtgeben. Bei dem ein oder anderen unserer Partie hat es da mächtig geklingelt ;). Auf dem nun erreichten Absatz kann der letzte Standplatz gebaut werden bevor man über den oberen Reitgrat (6. Seillänge) den Gipfel erreicht.
Blick vom Gipfel des Falkensteins
Das Gipfelbuch befindet sich gut geschützt unter einen Überhang. Wer seinen Namen noch in das Jubliläumsbuch eintragen möchte, sollte sich beeilen. Den der Falkenstein gehört zu einem der meist begangensten Gipfeln. Mein Name steht nun drin und damit ist der wichtigste Punkt auf meiner Kletterliste für dieses Jahr abgehakt. *jubel*
Fazit: 120 m pure Genusskletterei, bei der jede Seillänge einen neuen Aspekt der Sächsischen Kletterkunst offenbart. Eine rundum schöne Route durch besten sächsischen Sandstein mit spektakulären Aussichtspunkten. Optimal um Anfänger mit der Kunst des Sächsischen Kletterns zu infizieren. Wer Wandkletterei sucht ist hier allerdings falsch.
Expedition Mauseloch
Wer seine Abenteuerlust noch nicht ausreichend gestillt hat und weiter auf historischen Pfaden wandeln möchte, sollte den Turnersprung (Schwierigkeit 2) wagen und den dahinterliegenden Turnerweg zum Mauseloch absteigen.
Im Mittelalter war der Falkenstein eine Burgwarte des böhmischen Adelsgeschlechts der Berken von Duba. Aus dieser Zeit stammen die große künstliche Treppe am „Turnerweg“ sowie zahlreiche Balkenfalze und andere Einmeißelungen an der Nordseite des Falkensteins.
Die Chaoten